Projektkammerchor „Ensemble de la saison“ begeistert mit Können in der Böckinger Stadtkirche
HEILBRONN Welcher chorbegeisterte Musiklehrer kann da schon widerstehen? Als Claus Hutschenreuther sich im Oktober 2022 vom Mönchseegymnasium (MSG) Heilbronn verabschiedete, traten rund 30 seiner ehemaligen Kammerchorsänger und -sängerinnen mit dem Wunsch an ihn heran, einen Projektchor zu gründen. Als „Ensemble de la saison“ debütierte eben jener Chor nun am Samstagabend in der gut besuchten Böckinger Stadtkirche mit dem geistlichen Programm „Freude über Freud“ mit Weihnachts- und Neujahrsliedern.
Intensive Vorbereitungen Kammerchor, das ist nicht gerade hip oder fetzig, sondern beinhaltet vielmehr anspruchsvolle klassische Literatur, vornehmlich a cappella gesungen, und genau das macht den jungen Menschen Spaß. Der Großteil von ihnen sang eben zu Schulzeiten im Kammerchor des MSGs, jetzt studieren sie Musik oder eine andere Fachrichtung, machen Ausbildungen und wohnen oft gar nicht mehr in der Region. Drei, vier Mal haben sie sich seit der Idee getroffen. „Sie mussten vorstudiert haben, dann haben wir uns zusammen gesetzt und das Ganze geputzt“, erläutert Hutschenreuther das Vorgehen. Etwa ein Viertel der 15 Lieder waren den Teilnehmern bereits bekannt, der Rest wurde neu geprobt. Eine Heimat und Unterstützung fanden sie dabei beim Vokalensemble „alto e basso“, bei dem das Ensemble als Jugendabteilung aufgenommen wurde. „Der Kontakt bestand schon seit Corona, dort durften wir singen, als es in der Schule noch nicht erlaubt war.“ Schon beim ersten Stück, Felix Mendelssohn Bartholdys „Jauchzet dem Herrn alle Welt“, zeigt sich, dass diese jungen Menschen keine Anfänger sind. Mit reinem Klang, meist harmonisch ausgeglichenen Stimmgruppen und exakten Einsätzen nebst klarer Aussprache bringen sie den vertonten Psalm 100 dar und setzen direkt den Anspruch für dieses Konzert. Gekonnt variieren sie die Dynamik – etwa bei Jürgen Golles „Hodie Christus natus est“ oder der lateinischen Vaterunser-Vertonung „Pater Noster“ von Franz Liszt. Den Übergang zwischen Weihnachtsfest und Neujahr markiert das Duett von Florentin Birkert am Cello und Lorenz Gleißner am Klavier, „Kol Nidrei“ von Max Bruch. Nichts Eingängiges für die Ohren, eher tragend begeistern die Beiden das Publikum. Immer ein Ohrenschmaus ist ein gut abgestimmter Männerchor, das beweisen die Ensemblesänger mit ihrer Darbietung von Josef Gabriel Rheinbergers „Neujahrsgebet“. Zum Abschluss nach rund
einer Stunde bietet der Chor mit John Rutters „The Lord bless you and keep you“ noch einmal Balsam für die Seele.
Weitere Pläne „Freude über Freud“ war nun ein erster Versuch, doch es soll nicht der letzte
gewesen sein. „Angedacht sind so ein bis zwei Programme im Jahr. Weil viele von außerhalb
kommen, muss man natürlich schauen, wann wer Zeit hat, wie die Besetzung ist, das braucht eine langwierige Vorplanung“, gibt Hutschenreuther zu. Etwas weltlicher darf es dann auch werden. Lust haben die Sängerinnen und Sänger aber auf jeden Fall.
Von Stefanie Pfäffle