Belcanto aus dem Paradiesgärtlein

22.11.2015

Belcanto aus dem Paradiesgärtlein

Beilstein  Ensemble alto e basso verzaubert in der St.-Anna-Kirche in Beilstein mit großartigem Schöngesang

Von Monika Köhler

Es sind die seltenen Momente, in denen wir durchlässig werden, nach innen horchen und die Sinne sprechen lassen. Die Musik hilft uns dabei, zumal, wenn sie mit derartig anmutigem Belcanto vorgetragen wird wie vom Vokalensemble alto e basso.

Quelle: www.stimme.de/3513082

2012 gegründet, widmet sich der Chor der A-cappella-Literatur und erfreut in der St.-Anna-Kirche in Beilstein zum Auftakt mit dem neuzeitlichen “Stetit Angelus” von Rihards Dubra. Wie von Himmelsboten schwirren die Frauenstimmen durch das kleine Gotteshaus mit der hervorragenden Akustik. Flatternde Klangfahnen ahmen den Weihrauchdunst nach, der geheimnisvoll der Hand eines Engels entweicht.

Vom 16. bis ins 21. Jahrhundert geht die Reise mit den auf Deutsch, Russisch und Lateinisch gesungenen Werken, die gut zur anbrechenden stillen Zeit passen. Rachmaninows “Bogoroditse Dyevo” kommt ruhevoll getragen daher und legt den Gedanken an gregorianischen Gesang nahe. Wundervoll ausgewogen sind die zehn hohen Frauen- und sieben samtigen Männerstimmen in der Tiefe unter dem kunstvoll den Klang gestaltenden Dirigat des Chorleiters Michael Böttcher.

Meditation

Auch Francis Poulenc preist die Muttergottes in seinem freudig-lieblichen “Salve Regina”. Doch ist der Vortrag unter dem Motto “Wenn sich Himmel und Erde berühren” mehr als Gesang. Er ist auch eine Meditation, zu der die von Chormitglied Susanne Blach getexteten Betrachtungen zu Stefan Lochners Tafelbild “Die Muttergottes in der Rosenlaube” von 1440-1442, vorgetragen von der Heilbronner Schauspielerin Ute von Stockert, bildliche Szenen entstehen lassen. Zu dem Bild Mariens im Paradiesgärtlein formen bewegliche Dynamik, kontrastreiche Akzentuierung und exzellente Soli die oft überirdisch wirkenden Kompositionen.

Mit Arvo Pärts betendem “Magnificat” und Gustav Holsts von sakral bis weltlich reichendem “Nunc Dimittis” wird zudem die Beherrschung diffiziler Harmonien deutlich, gepaart mit Tonreinheit und klarer Artikulation – ein pures Vergnügen. Ehrfurchtsvoll flutet der Gesang bei Frei Manuel Cardoso. Lebendiges Fugato beherrscht die Tondichtungen von Tschaikowsky und Johann Christoph Bach, deren sprechende Passagen indes des Totensonntags gedenken lassen. Und wie ein schützender Mantel senkt sich Mendelssohns “Denn er hat seinen Engeln” auf die Zuhörer. Zugaben: Max Regers Nachtlied und “If ye love me” von Thomas Tallis.

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